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Die schlesischen Friedenskirchen



oben: die Friedenskirche von Swidnica (Schweidnitz) am 2. 6. 2019


Stellvertretend für meine jüngste Reise nach Polen, die mich beeindruckt und auch etwas beschämt zurücklässt, möchte ich ein wenig von den erstaunlichen Schlesischen Friedenskirchen erzählen.


Vielschichtig ist deren Geschichte , wie auch ganz Polen viele interessante Bezugspunkte anzubieten hat. Zum einen erinneren die schlesischen Kirchen daran, dass das heutige Polen gegenüber dem alten (wenngleich mehrfach aufgeteilten) Polen etwas nach Westen gerückt ist. Mit diesen drei Kirchen befinden sich bedeutende Bauten der protestantischen Geschichte Europas nunmehr in Polen.

Ihren Namen "Friedenskirchen" verdanken sie einer zuvor auf Europäischen Boden stattgefunden kontinentalen Tragödie: dem 30-jährigen Krieg. Dieser wurde zwar von viele anderen Machtbestrebungen und Interessenskonflikten mitverursacht, trotzdem wurde in seinem Kern die christliche Aufspaltung Europas ausgetragen. Als die ermatteten Heere der Kriegsparteien sich 1648 auf den Westfälischen Frieden einigen konnten, wurde Schlesien trotz seiner protestantischen Bevölkerungsmehrheit dem erzkatholischen Habsburger-Reich zugeschlagen. Die drei schlesischen Friedenskirchen, von denen noch zwei bestehen, waren das Ergebnis von Sonderveinbarungen, die direkt im Westfälischen Frieden festgelegt wurden. In diesen Vereinbarung wurden den schlesischen Protestanten das Recht zugestanden in Glogau (Glogow), Schweidnitz (Swidnica) und Jauer (Javor) zu errichten. Kurios erscheinen heute die Einschränkungen, die man dieser Erlaubnis anfügte:

  • Steine und Ziegel waren als Baumaterial verboten, nur Holz, Lehm und Stroh waren erlaubt

  • Keine Türme und Glocken (ab 1707 dann doch erlaubt)

  • Nur an Plätzen außerhalb der Stadtmauer, aber in Kanonenschussweite davon

  • Bauzeit maximal ein Jahr

  • Die Baukosten hatte die Gemeinde zu tragen

Obwohl auf dem Eingang deutlich die Jahreszahl 1652 angebracht ist, wurde am 24. Juni 1657 erstmals ein Gottesdienst gefeiert. Sie umbaut eine Fläche von 1090 m² und fasst 7500 Personen, davon 3000 auf Sitzplätzen. Damit ist sie bis heute der größte protestantische Kirchenbau auf dem Gebiet der frühereren Habsburger-Monarchie. Ende des 20. Jahrhunderts, nach der Wende in Osteuropa konnte ein Renovierungsprojekt beginnen. Im Jahr 2001 wurde es der Weltkulturerbeliste der UNESCO angefügt.


Überaus beeindruckend ist der prächtige Innenausbau der außen als Fachwerksbau erscheinenden Holzkirche. Sehr unüblich für protestantische Kirchen ist alles in reichverzierter barocker Formensprache mit unzähligen figuralen Darstellungen gestaltet. Bemalte Decken und in drei Etagen aufgeteilte Galerien bieten ein überaus prächtiges Bild.





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